Palmöl hat einen schlechten Ruf. Hinsichtlich der Nährwerte weist es unerwünschte Eigenschaften auf:
Ein hoher Gehalt (ca. 50%) an gesättigten Fettsäuren und Transfetten, die während der Aushärtung entstehen. Es ist seit langem bekannt, dass sie einen schlechten Einfluss auf unsere Gesundheit haben. Dennoch ist Palmöl in mehr als 50% der auf dem Markt erhältlichen Lebensmittel enthalten. Neben der Lebensmittelindustrie wird es auch bei der Herstellung von Kosmetika und Biokraftstoffen eingesetzt.
Auch aus ethischen und ökologischen Gründen ist Palmöl umstritten. Es wird in großem Umfang produziert, da es 40% der gesamten Pflanzenölproduktion ausmacht. Was bedeutet es für uns wirklich, Palmfette zu verwenden, sind diese gesund oder ungesund sowohl im Hinblick auf die menschliche Gesundheit als auch auf die Umwelt? Hier erfährst du mehr!
Was ist Palmöl?
Palmöl ist ein Pflanzenöl. Es kann auf zwei Arten gewonnen werden – aus den Kernen und Früchten der Ölpalme oder aus dem Fleisch der Ölpalmenfrucht. In der Lebensmittelindustrie wird meistens das Öl aus dem Fruchtfleisch verwendet.
Die Ölpalmenplantagen sind äußerst effizient und die Produktionskosten vom Palmöl niedrig. Dies ist einer der Gründe, warum diese Art von Fett gerne von Produzenten verwendet wird. Aus einem Hektar Anbau können ca. 3,6 Tonnen Öl produziert werden. Zum Vergleich: aus der gleichen Menge Raps oder Sonnenblumensaat werden ca. 0,8 Tonnen Öl gewonnen. Somit kann man sich ausmalen was Millionen Hektar ausmachen.
Palmöl hat eine dicke, halbfeste Konsistenz. Das Rohöl ist aufgrund des Vorhandenseins von Carotinoiden orangefarben. Im Prozess der Raffination werden sie zusammen mit den Antioxidanten entfernt. Es entsteht ein Produkt mit einer weichen, cremigen Textur und einem neutralen Geschmack und Geruch. Das sind die Hauptvorteile für die Lebensmittelhersteller: Palmöl gibt den Produkten die richtige Konsistenz und Struktur. Dabei bleibt es geschmacksneutral. Darüber hinaus sorgt die Zugabe von Palmöl für Stabilität und Haltbarkeit der Produkte.
Wenn Palmöl so viele Vorteile hat, warum ist es dann so unerwünscht in unserer Nahrung?
Ökologische und soziale Kontroversen rund um Palmöl
Der Anbau von Palmöl findet in großem Ausmaß außerhalb jeder Kontrolle statt. Die Hauptanbauflächen sind Malaysia und Indonesien. Dort findet eine unkontrollierte Abholzung der tropischen Wälder statt. Wälder werden in Brand gesteckt, nur um Land für den Anbau zu gewinnen. Sowohl die Rodung als auch die Brandstiftung führen zu schwerwiegenden Folgen für die Umwelt und den lokalen Populationen. Durch die Waldbrände werden große Mengen an CO2 emittiert, was zu Umweltverschmutzung und Klimawandel führt. Wir verlieren immer mehr Grünflächen, die als sogenannte grüne Lunge der Erde dienen. Die Abholzung und Brände tragen zur Verarmung von Flora und Fauna bei. Indonesien und Malaysia werden wegen ihrer Biodiversität geschätzt, während die Lebensräume vieler Tiere zerstört werden, was zum Sterben vieler Gattungen führt. Jedes Jahr werden unzählige Flächen des Regenwaldes gerodet. Als Folge der Umwandlung von Regenwäldern in Anbauflächen sind Orang-Utans, Sumatra- und Indische Elefanten, Sumatra-Tiger und Nebelparder vom Aussterben bedroht.
Hinzu kommt noch der unkontrollierte Einsatz von Chemikalien, was zu einer Kontamination des Bodens und der angrenzenden Gewässer führt. Den lokalen Menschen wird oft der Zugang zu sauberem, unbelastetem Trinkwasser entzogen.
Warum ist Palmöl undgesund?
Es wird angenommen, dass Palmöl zu 50% aus gesättigten Fettsäuren besteht. Diese Menge ist vergleichbar mit dem Gehalt, welches in tierischen Fetten und Ölen zu finden ist. Rapsöl enthält nur 7% dieser Fettsäuren. Ernährungswissenschaftler ermutigen Menschen, ihre Essgewohnheiten zu ändern und tierische Fette durch pflanzliche Fette zu ersetzen, mit Ausnahme von Palm- und Kokosöl.
Palmöl aus Fruchtfleisch besteht zu 43% aus Palmitinsäure (gesättigte Säure), zu 40% aus Ölsäure (einfach ungesättigte Fettsäure) und zu 10% aus Linolsäure (bestehend aus mehrfach ungesättigten Fettsäuren der Omega-6 Familie). Gesättigte Fette, die häufig und übermäßig gegessen werden, tragen zur Entwicklung vieler Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei, erhöhen den Cholesterinspiegel und sind auch die Ursache für Fettleibigkeit.
Laut dem Bundesamt für Risikobewertung (BfR) ist anzunehmen, dass Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Palmöl auch die höchsten Gehalte an Glycidol-Fettsäureestern aufweisen. Die Verbraucherzentrale Bayern forderte 2019, sogar europaweit verbindliche Höchstmengen für 3-MCPD in pflanzlichen Fetten, Ölen und Säuglingsnahrung festzulegen. Seit 01.01.2021 gibt es Höchstmengen.
Bei der Beurteilung der Auswirkungen von Palmöl auf den Körper ist darauf zu achten, welches Öl wir bewerten. Ist es rohes, raffiniertes oder gehärtetes Öl? Worin besteht der Unterschied? Eins ist sicher – Er ist gravierend:
- Rohes Palmöl kommt selten vor, enthält jedoch die wertvollsten Nährstoffe. Es enthält vor allem Carotine – α-Carotin, β-Carotin und Lycopin. Interessanterweise wird trotz des hohen Anteils an gesättigten Fettsäuren beim Rohpalmenöl das Risiko von Kreislauferkrankungen nicht erhöht.
- Raffiniertes Palmöl kann Bestandteil von Ernährung sein, aber nur in begrenztem Umfang. Während der Raffination, d.h. der Reinigung von Öl bei hohen Temperaturen, verliert es seine wertvollen Eigenschaften. Darüber hinaus werden bei diesem Prozess schädliche, potenziell krebserregende Stoffe freigesetzt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat einen Bericht veröffentlicht, in dem sie festgestellt hat, dass die Konzentration der Chlorderivate von allen Pflanzenölen die in Palmöl steckt, die höchste ist. Palmöl 3-MCPD-Fettsäureester und Glycidylfettsäureester entstehen vorwiegend während der Fett- und Ölraffination. Dennoch ist raffiniertes Palmöl immer noch besser als andere gehärtete pflanzliche Fette wie z.B. Margarine.
- Dieses Fett ist auch in einer anderen Form vorhanden, nämlich als gehärtetes Palmöl. Es hat eine feste Konsistenz und ist beständig gegen hohe Temperaturen. Gehärtetes Palmöl verleiht den Produkten die richtige Struktur und macht sie widerstandsfähig gegen längeres Braten. Leider entstehen bei der Hydrierung des Öls gesundheitsschädliche Trans-Isomere.
Transfette verändern die Eigenschaften von Zellmembranen. Sie erhöhen den Wert des „schlechten“ LDL-Cholesterins und senken den des guten HDL-Cholesterins. Sie steigern auch den Triglyceridspiegel. Transfette haben Einfluss auf die erhöhte Gewichtszunahme und Zunahme von Fettgewebe. Darüber hinaus reduzieren sie die Empfindlichkeit der Zellen für Insulin, was zur Entwicklung von Typ-2-Diabetes führt. Diese Fette begünstigen auch die Entwicklung der Atherosklerose.
Ernährungswissenschaftler warnen davor, dass gehärtete Pflanzenfette einen schlechteren Einfluss auf unseren Körper haben als gesättigte tierische Fette. Der tägliche Verzehr von gehärtetem Pflanzenfett sollte 2 g nicht überschreiten. Leider wird es von vielen Herstellern in Fertigprodukten wie Süßigkeiten, Fertiggerichte, Instantprodukte und hochverarbeitete Lebensmittel eingesetzt.
Wie geht man mit Palmöl um?
Der Weg zum Wandel besteht darin, das Bewusstsein der Verbraucher zu verändern. Zunächst einmal sollten wir die Etiketten lesen. Gehärtetes Palmöl versteckt sich in der Zusammensetzung der Produkte hinter verschiedenen Bezeichnungen:
- hydriertes Fett
- gehärtetes Fett
- gehärtetes Pflanzenfett
- teilgehärtetes Fett
- gehärtetes Pflanzenöl
Wir sollten also vorsichtig sein und von der Ernährung Produkte ausschließen, die gehärtete Öle und Palmöl enthalten.
Wenn es um raffiniertes Öl geht, also Öl aus industrieller Verarbeitung, sollten wir seinen Verzehr reduzieren. Und um der Umwelt gegenüber fair zu sein, sollten wir uns für Produkte entscheiden, die von der Roundtable for Sustainable Palm Oil also dem Verein für nachhaltiges Palmöl zertifiziert und mit dem RSPO-Siegel versehen sind. Der Verein schließt Erzeuger, Produzenten und Verkäufer von Palmölprodukten zusammen, die nachhaltige, ökologische Produktionsmethoden anwenden. Das RSPO-Siegel garantiert, dass die Erzeugung von dem im jeweiligen Produkt eingesetzten Palmöl nachhaltig erfolgte und nicht zur Zerstörung natürlicher Ökosysteme beigetragen hat.
Was ist rotes Palmöl?
Rotes Palmöl ist weniger raffiniert als weißes Palmöl. Durch den Raffinierungsprozess bei der Herstellung von rotem Palmöl werden weniger Nährstoffe entzogen, was rotes Palmöl zu einer potenziell gesünderen Alternative zu herkömmlichem Palmöl macht. Wann immer ein Lebensmittel so universell wird wie Palmöl, ist es wichtig, seine Auswirkungen auf die Gesundheit und einer gesunden Ernährung zu berücksichtigen.
Nicht vergessen – deine Wahl hat Bedeutung!
Bemerkungen:
Alessandro - 07.11.2021
Mega interessant vielen Dank